Am zweiten Tag in Folge legten Demonstranten Teile des öffentlichen Verkehrs in Hongkong lahm. Kleine Gruppen maskierter Aktivisten blockierten Straßen und warfen Gegenstände auf Bahngleise. An der Chinesischen Universität beobachtete ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP, wie Demonstranten Steine in die Richtung von Polizisten schleuderten. Auch an drei anderen Hochschulen gab es gewalttätige Zwischenfälle.
Chinesische Staatsmedien lobten die Hongkonger Polizei für ihre Zurückhaltung, warnten jedoch zugleich, die Volksbefreiungsarmee stünde bei Bedarf zur Unterstützung der Hongkonger Sicherheitskräfte bereit.
Im Geschäftsviertel Central, in dem zahlreiche internationale Unternehmen ihren Sitz haben, besetzten tausende Demonstranten mehrere Straßenzüge und sangen: "Kampf für die Freiheit!" Aus der Menschenmenge wurden Steine und andere Gegenstände geschleudert. Wenn die Menge von der Polizei mit Tränengas auseinandergetrieben wurde, formierte sie sich anschließend neu.
In der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong gibt es seit Monaten Massenproteste, die immer häufiger in Gewalt umschlagen. Die Proteste richteten sich zunächst gegen ein geplantes Gesetz, das erstmals auch Auslieferungen nach Festland-China ermöglicht hätte. Inzwischen fordert die Protestbewegung umfassende demokratische Reformen und die Absetzung der pro-chinesischen Regierung.
Mehrere Regierungen hatten zuletzt die Zunahme der Gewalt verurteilt. Eine Sprecherin des US-Außenministeriums verurteilte die "Gewalt auf allen Seiten, unabhängig von ihrer politischen Neigung" und rief alle Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Die britische Regierung bezeichnete die Eskalation in Hongkong als "zutiefst verstörend".
Der chinesische Außenamtssprecher Geng Shuang warf den Demonstranten in Hongkong "haarsträubendes Benehmen" vor. Die Einwohner Hongkongs würden dadurch in Angst versetzt.