"Ich hatte so viel Angst vor dem Training, dass ich im Auto sass und dachte, Papa, fahr mal ins Wasser, dann muss ich nicht mehr zum Training", erzählte Renske Endel. "Trainer Louter hat seine Macht missbraucht. Von meinem achten Lebensjahr an wurde ich von ihm gequält. Frank hat mich auch geschlagen. Ich bekam immer zu hören, dass ich eine dicke Kuh oder eine Schlampe sei", erinnert sich Suzanne Harmes.
Verena van de Leur, die wegen eines Erpressungsdeliktes einige Wochen in Untersuchungshaft verbringen musste, vergleicht das Turntraining mit dem Gefängnisleben. "Im Gefängnis wurde meine Zelle auf den Kopf gestellt und nach allerlei Dingen durchsucht. Beim Turnen wurde meine Sporttasche ausgeschüttet, um zu kontrollieren, ob ich auch keine Süssigkeiten bei mir hatte", sagte van de Leur.
Ex-Bondscoach Louter weist alle Kritik über jahrelange Misshandlungen seiner Schützlinge zurück. "Ich habe nicht den Eindruck, physisch oder mental eine Grenze überschritten zu haben. Es ist nicht einfach, mit pubertierenden Mädchen zu arbeiten. Wir betreiben Höchstleistungssport, und der ist knochenhart. Es war meine Aufgabe den Hochleistungssport im Trainingsprogramm umzusetzen. Ich habe immer hart gearbeitet, um die Mädchen in ihrer Leidenschaft optimal zu betreuen", erläuterte Louter.
Der niederländische Turnerbund KNGU hat den ehemaligen Athletinnen Gespräche angeboten. "Vor zehn Jahren hat schon einmal eine Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Olympischen Komitee stattgefunden. Sie hat nicht zu Sanktionen gegen die Trainer geführt. Ein Gespräch darüber erscheint mir nun sinnvoll", sagte KNGU-Sportdirektor Ad Roskam. Um die Vergangenheit zu verarbeiten, erhalten einige der Ex-Turnerinnen mittlerweile psychologische Hilfe.