Die Streiks hatten bereits mit Beginn der Nachtschicht am Donnerstag begonnen - zum Schnäppchentag "Black Friday" - und dauerten zunächst bis Samstag. An den zwei Standorten in Bad Hersfeld seien in der vergangenen Woche mehr als 500 Beschäftigte dem Streikaufruf von Verdi gefolgt, erklärte die Streikleiterin Mechthild Middeke - "obwohl Überstunden mit extra Zuschlägen angesagt sind und viel Druck durch Vorgesetzte gemacht wird".
Sie rief Kunden auf zu bedenken, dass ihre Schnäppchenjagd "mit schlechten Arbeitsbedingungen und unfairer, weil nicht tariflicher, Entlohnung erkauft" werde. Amazon habe gegenüber anderen Handelsunternehmen dadurch Wettbewerbsvorteile.
Die Landesbezirksfachbereichsleiterin für den Handel bei Verdi in Nordrhein-Westfalen, Silke Zimmer, kritisierte, die Sonderbelastung der Beschäftigten bereits zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts werde "leider nach wie vor nicht angemessen bezahlt". Amazon biete "lediglich Bonuszahlungen in Höhe von zwei Euro pro Stunde", und zwar erst ab dem 9. Dezember. Diese sollten nur ausgezahlt werden, wenn die Beschäftigten nicht krank werden. Zimmermann nannte eine solche "Anwesenheitsprämie" in Pandemiezeiten "völlig deplatziert".
Amazon erklärte am Montag, der allergrößte Teil der Mitarbeiter arbeite "ganz normal". Das Unternehmen biete "ein Umfeld, in dem man gerne arbeitet, sich einbringen und erfolgreich sein kann". Beschäftigte von Amazon profitierten von "exzellenten Löhne, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen".